Dienstag, 5. Juli 2016

Andre Kostolany: 'Die Kunst über Geld nachzudenken'

Andre Kostolany: 'Die Kunst über Geld nachzudenken'

In meinem ersten Post hatte ich das Buch 'Die Kunst über Geld nachzudenken' von Andre Kostolany erwähnt. Es erschien im Jahr 2000, also knapp 1 Jahr nach dem Tod des v.a. in Deutschland recht bekannten Börsenurgesteins, und war gleichzeitig das erste Buch, welches ich persönlich zum Thema Finanzen und Investments geschenkt bekam (vielen Dank nochmal Großer :-)) und gelesen habe.

Andre Kostolany wurde 1906 in Budapest geboren, absolvierte in jungen Jahren eine Ausbildung zum Börsenmakler in Paris und erlebte diverse bekannte Ereignisse hautnah mit (z.B. den Börsencrash 1929, den ersten und zweiten Weltkrieg, den Crash 1997, die Wiedervereinigung etc.). Er bezeichnete sich selbst als Spekulant und war lange Zeit als Kolumnist für Capital tätig. Im Laufe der Jahre erschienen von ihm zahlreiche Bücher, in denen er meist humorvoll Anekdoten aus seiner Spekulationskarriere zum Besten gab oder aber etwas über Börsengeschichte erzählte. Bei ihm las ich z.B. das erste Mal etwas über die Tulpenmanie im 16. Jh. oder aber der Möglichkeit, an sinkenden Kursen verdienen zu können (Shortselling). Kostolany selbst war mir damals durch seinen Besuch in der Harald Schmidt-Show aufgefallen. Heutzutage findet man noch diverse Videos seiner Talkshowbesuche auf Youtube. Eines der besten ist meiner Meinung nach 'André Kostolany - Der "Neue Markt" ist Betrug' - mit 10 min recht kurz und immer noch sehr sehenswert. Hat irgendwie was von Yoda...

In Erinnerung geblieben sind mir aus diesem Buch v.a. folgende Punkte:

  1. Die 4 G's, die ein erfolgreicher Investor (oder in seinem Falle Spekulant) benötigt: Geld, Gedanken, Geduld und Glück
  2. Das Ei des Kostolany: Vereinfachte Darstellung von Börsenzyklen mit ihren Über- und Untertreibungsphasen. Je nach Börsenphase kaufen/verkaufen dabei die Hartgesottenen von den oder an die Zittrigen. Seit dieser Zeit versuche ich ein Hartgesottener zu werden, was mir hoffentlich irgendwann auch gelingen wird.
  3. Der Einfluss der Notenbanken bzw. deren Politik auf die Börse: Kostolany war ein entschiedener Gegner des Goldstandards und z.B. ein Fan von Alan Greespan. Er sah in preiswert zur Verfügung gestelltem Notenbankgeld den entscheidenden Stimulus für kriselnde Wirtschaft (und indirekt festgefahrene Börsen). Mich würde an dieser Stelle einmal interessieren, was er jetzt - etwas mehr als 16 Jahre später - zu der Nullzinzpolitik und der Finanzkrise zu sagen hätte. Was dieses Thema angeht, muss ich oftmals beim Lesen von Ken Fishers Kolumne in FocusMoney an Kostolany denken, denn er war wohl wie Fisher zeitlebens ein großer Optimist.
  4. Seine Verachtung für praxisferne VWLer: Nicht alles, was theoretisch gut klingt, ist es in der Praxis auch.

Zusätzlich hat er einige richtig gute Weisheiten zum besten gegeben, die sich teilweise neben denen von Charlie Munger nicht zu verstecken brauchen. Hier ein kleiner Auszug:

  • Die ganze Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten - oder umgekehrt.
  • An der Börse sind 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1. Man muß nur die Nerven haben, das minus 1 auszuhalten.
  • Das Verhältnis von Börse und Wirtschaft ist wie das eines Mannes auf einem Spaziergang mit seinem Hund. Der Mann geht langsam vorwärts, der Hund rennt vor und zurück.
  • EDV-Systeme verarbeiten, womit sie gefüttert werden. Kommt Mist rein, kommt Mist raus.
  • Verwenden Sie auf den Aktienkauf ebensoviel Zeit wie auf den Kauf eines Gebrauchtwagens!
  • Die größte Spekulation der Welt wäre es, einen Politiker zu dem Wert einzukaufen, den er hat, und ihn zu dem Wert zu verkaufen, den er sich selbst einräumt.
  • Wer nicht fähig ist, sich selbst eine Meinung zu bilden und selbst eine Entscheidung zu treffen, sollte nicht zur Börse gehen.

Alles in allem lässt sich das Buch sehr flüssig lesen und ich würde es als 'leichte Kost' oder Einsteigerlektüre bezeichnen. Man muss es als Value Investor nicht unbedingt gelesen haben, schaden tut es aber auch nicht. Es hat den großen Vorteil, dass man es bei Amazon und Ebay im Gegensatz zu viele anderen Büchern für relativ kleines Geld kaufen kann. Wo wir gerade dabei sind: ich biete 123,45 € für eine Originalausgabe von Seth Klarmans 'Margin of Safety' ohne Bibliotheksstempel :-)

1 Kommentar:

  1. "Die besten Geldgeschichten" von André Kostolany
    http://aktien-boersen.blogspot.de/2017/03/die-besten-geldgeschichten-von-andre.html

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