Montag, 8. August 2016

Novo Nordisk - Ausnutzung der aktuellen Kursschwäche Ja/Nein?

Novo Nordisk - Ausnutzung der aktuellen Kursschwäche Ja/Nein?

Beim Durchschauen der Finanznachrichten ist mir aufgefallen, dass Novo Nordisk seit letzter Woche mehr als 10 % gesunken ist. Da muss ja richtig was Schlimmes passiert sein, dachte ich mir im ersten Moment, wenn so ein meines Empfindens nach super Unternehmen in einem eigentlich recht guten Marktumfeld so einen Einbruch erlebt. Nach einer kurzen Analyse der Nachrichten wurde als Grund dafür präsentiert, dass den Investoren wohl die leicht gesenkte Umsatzprognose nicht gefallen hat. Dieser steigt nun wohl nicht um 5-9 %, sondern um 5-7 %. Klingt für mich ein wenig nach 'Sack Reis in China'. Hier zeigt sich mal wieder, wie komisch meiner Meinung nach solche Informationen interpretiert werden. Denn was mich beim Blick auf die entsprechende Folie 18 des Berichts eher auffiel, war, dass der Free Cashflow statt 35-38 Mrd. DKK (Dänische Kronen) nun 38-41 Mrd. DKK betragen soll in 2016. In Kombination mit dem stark gesunkenen Kurs gibt es das Unternehmen nun in für mich evtl. akzeptablen Bereichen zu kaufen. Daher nun einmal eine Analyse.

Wer oder was ist Novo Nordisk?
Novo Nordisk ist ein dänisches Pharmaunternehmen, welches seit 1923 aktiv ist und es seither zum Weltmarktführer bei Diabetesmedizin geschafft hat. Mir war es erstmals so um 2013 in einem Artikel des Handelsblattes aufgefallen. Seitdem steht es bei mir auf der Watchlist, da ich es bisher immer als 'zu teuer' angesehen hatte. In dem Artikel wurden Unternehmen vorgestellt, welche mit relativ hoher Sicherheit von Zukunftstrends profitieren werden. Bei Novo war es so, dass davon ausgegangen wird, dass in Zukunft immer mehr Menschen an Wohlstandskrankheiten wie Übergewicht und Diabetes leiden werden. Und da im Moment schon knapp 400 Mio. Menschen Diabetes haben (nur bei knapp 50 % ist es diagnostiziert) und etwa 600 Mio. Menschen Übergewicht, gibt es extrem viele Kunden, die mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit wiederkehrende Einnahmen bringen werden. Wer selbst Diabetes-Patient ist oder Diabetes-Patienten kennt, wird wissen, was ich hiermit meine. Laut Folie 26 des bereits angesprochenen Berichts werden für 2040 ca. 640 Mio. Diabetespatienten erwartet. Es bleibt somit wohl auch weiterhin ein Wachstumsmarkt.

Zu den Geschäftszahlen:

Was gefällt mir?

  1. Gutes Wachstum, welches in diesen Höhen natürlich schwerer gesteigert werden kann, wie bei kleinen Unternehmen.
  2. Hoher Teil der Einnahmen wird an Aktionäre zurückgeführt (per Dividende und Aktienrückkäufe), ohne dabei Forschung und Entwicklung zu vernachlässigen. Die starke Bilanz erlaubt dies. Im August wird eine Zwischendividende von 3 DKK gezahlt. Zusätzlich stehen vom 14 Mrd. DKK-Aktienrückkaufprogramm noch 6,9 Mrd DKK zur Verfügung.
  3. Schuldenfreiheit. Cash und Wertpapieren in Höhe von 15 Mrd. DKK stehen Finanzschulden von lediglich 0,4 Mrd. DKK gegenüber. Der Großteil der Verbindlichkeiten steckt in Rückstellungen (17 Mrd.). Und zusätzlich generieren sie dabei immer weiter Cash (ca. 5.5 Mrd. € dieses Jahr).
  4. Sehr hohe Renditen. V.a. die Eigenkapitalrendite von über 70 % weiß zu gefallen.
  5. Hohe Eintrittsbarrieren durch langwierige und teure Forschungsarbeit, die für neue Unternehmen notwendig wäre, um Zulassungen zu erhalten. Einige der Produkte von Novo genießen noch relativ lange Patentschutz (> 10 Jahre).
  6. Meiner Meinung nach wenig zyklisches Geschäft. D.h. im Gesamtmarkt für Diabetes-Medizin sind wenig Schwankungen zu erwarten, wenn nicht regulatorisch eingegriffen wird.
  7. Gute Zukunftsaussichten (für den Diabetes-Markt insgesamt und für das Unternehmen selbst).
  8. Sehr starke Marktposition im Bereich Diabetes + Insulin (46 % Marktanteil bei Insulin laut ihrer Präsentation). Zusätzliche Geschäftsfelder, in denen man Marktanteile gewinnen/ausbauen möchte: Behandlung von Übergewicht, Wachstumsstörungen + Behandlung von Hämophilie (Bluterkrankheit).
  9. Niedrige Steuerbelastung (20-22 %).
  10. Kaum Verwässerung durch Aktienoptionen.
  11. Sehr hohe Handelsvolumen auch an deutschen Börsen und damit auch geringe Spreads.
  12. Vergleich der Zahlen wird im Moment durch die Ausgliederung von NNIT im letzten Jahr verzerrt.
  13. Kein Goodwill und nur geringe Intangible Assets. D.h. das Know How, die Patente und die Markennamen sind nur zu einem kleinen Teil in der Bilanz enthalten.
  14. Kurs seit Jahresanfang um etwa 20 % gesunken.

Was gefällt mir nicht?

  1. Relativ teuer (KGV und KFCF im Moment um die 20, d.h. der Marktkapitalisierung von etwa 110 Mrd. € steht ein FCF von ca. 5.5 Mrd. € gegenüber). Wobei hier gilt: Qualität hat ihren Preis und in der näheren Vergangenheit kann ich mich im Bezug auf Novo an wenige solche Kaufgelegenheiten erinnern.
  2. Da ich auch bei Gilead investiert bin, weiß ich, dass es Unternehmen gibt, welche mit neuartigen Medikamenten auch Krankheiten heilen können (im Falle von Gilead war/ist es Hepatitis C). In diesem Falle wird dann natürlich die neue Medizin genutzt und die Einnahmen durch wiederkehrende Verschreibung von Insulin würden wegfallen. Das Risiko würde ich hier zwar als nicht so hoch ansehen, aber definitiv als vorhanden.
  3. Hohe Renditen und Gewinne ziehen Konkurrenten an (analog Situation bei Gilead). Im Moment sind die Hauptkonkurrenten Sanofi (Frankreich), Eli Lilly und Merck (jeweils USA), von denen aber von den Bewertungen her (Renditen im Vergleich zu KGV/KFCF) keines so interessant ist, wie Novo Nordisk.
  4. 2 Aktiengattungen. A und B-Aktien. Alle A-Aktien werden mehr oder weniger von der Novo-Stiftung gehalten. Diese entsprechen zwar laut Wikipedia nur ca. 25 % des Stammkapitals, aber auch mehr als 60 % der Stimmrechte.
  5. Durch recht hohe Marktkapitlisierung wird Novo wohl nicht übernommen. Eine Kurssteigerung á la Steinhoff/Mattress Firm Holding ist wohl nicht zu erwarten :-)
  6. Eigentlich nicht wirklich mein 'Circle of Competence'.
  7. Als Pharmaunternehmen mit teuren Produkten ist man zwangsläufig Ziel negativer Presse oder wird für den Wahlkampf missbraucht. Das aber nur am Rande, da es in diesem Blog nicht um sozialpolitische Themen, sondern um Investments geht.
  8. Dänisches Unternehmen, welches Geschäftszahlen in DKK präsentiert. D.h. man muss ständig umrechnen und Novo hat zusätzlich mehrfaches Währungsrisiko, da nur ein gewisser Teil der Umsätze in DKK selbst gemacht werden. Großteil des Wachstums kam auch durch Dollar-Stärke gegenüber EUR und DKK.

Fazit:
Aktuell wird Novo unter den langjährigen Mittelwerten für KGV, KFCF und EV/EBIT gehandelt. Die Renditen wären, wenn man die Halbjahreszahlen hochrechnet, sogar auf Rekordniveau. So richtig preiswert ist es aber immer noch nicht. Ein KGV von 20 bedeutet immer noch 'nur' eine Rendite von 5% zum aktuellen Kurs. Das momentan preiswertere und ebenso profitable Gilead habe ich schon entsprechend gewichtet im Portfolio. Zur Diversifizierung im Pharmabereich werde ich evtl. versuchen, die Marktschwäche auszunutzen und mir demnächst ein paar Anteilsscheine besorgen. Das Unternehmen ist durch seine starke Marktposition kombiniert mit seinen sehr guten Kennzahlen zu einem akzeptablen Kurs für mich ein geeigneter Kandidat für den 'Buy and Hold'-Bereich meines Portfolios.

1 Kommentar:

  1. Hi,

    vielen Dank fürs Teilen dieser ausführlichen Liste. Finde Novo auch interessant!

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